Thema des Tages

18-04-2017 14:40

Frühlingswärme, wo bist du?

Das kräftige Hoch QUERIDA mit Schwerpunkt über der Nordsee leistet im
Zusammenspiel mit Tief PETER über Osteuropa in Sachen
?Frühlingswinterwetter? ganze Arbeit. So liegen die Temperaturen
nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen unserer
Nachbarländer deutlich unter den vieljährigen Mittelwerten. Um vier
bis acht, stellenweise bis zu satten zehn Grad zu kalt für Mitte
April ist die Luftmasse, die Mitteleuropa und Osteuropa geflutet hat.
Am Mittwoch und Donnerstag erreicht der Kaltluftvorstoß sogar das
Mittelmeer und Südosteuropa, selbst Teile der nordafrikanischen Küste
(Algerien, Tunesien, Libyen) erleben einen deutlichen
Temperaturrückgang. Einen regelrechten Temperatursturz gibt es an der
spanischen Ostküste, nach sommerlichen 26 Grad am heutigen Dienstag
sind am Mittwoch nicht mehr als 16 Grad zu erwarten.

Doch nicht nur die Temperaturen erinnern mehr an Spätwinter als an
Vollfrühling. Im Südosten Europas führt der massive Kaltluftvorstoß
im Grenzbereich zur milden und feuchten Mittelmeerluft zur Bildung
eines langlebigen und großräumigen Tiefdruckkomplexes, der dort für
anhaltende Regenfälle sorgt, die sogar mit Gewittern durchsetzt
unwetterartig ausfallen können. In den Bergen fällt von Kroatien bis
Rumänien zeitweise bis auf 500 m herab Schnee.

Deutlich ruhiger gestaltet sich durch Hoch QUERIDA das Wetter in
Westeuropa. Zumindest abgeschwächt fließt aber auch dort kältere Luft
ein, erst über der Iberischen Halbinsel wird die Nordostströmung
gestoppt. Um Temperaturen zu erleben, wie sie in Deutschland noch zu
Beginn des Monats herrschten, müsste man in den äußersten Südwesten
Europas reisen. In Portugal und Teilen Spaniens bleiben die
Temperaturen diese Woche oberhalb der 20-Grad-Marke und damit klar im
frühlingshaften Bereich
.
Von solchen Werten sind wir in Deutschland weit entfernt. Selbst in
den klimatisch bevorzugten Regionen entlang des Rheins wird das
Überschreiten der 10-Grad-Marke heute und morgen zur Herkulesaufgabe.
Wenn auch ungewöhnlich niedrig, so geht von den Höchstwerten aber
keine Gefahr aus. Ganz anders sieht dies bei den Tiefsttemperaturen
der kommenden Nächte aus. Verbreitet wird es leichten, vor allem in
den Mittelgebirgen und am Alpenrand sowie in manchen Mulden und
Senken auch mäßigen Nachtfrost von unter -5 Grad geben. Es steht zu
befürchten, dass es unter anderem an Obstbäumen und Weinreben zu
erheblichen Frostschäden kommt, sofern keine entsprechenden
Schutzmaßnahmen (z.B. Frostberegnung) ergriffen werden.

Auch der Blick auf die weiteren Aussichten verrät Wärmeliebhabern
nichts Gutes. Zwar wird es am Freitag vorübergehend etwas milder und
sonniger, doch die nächste Kaltfront erreicht bereits am Samstag von
Norden her Deutschland und leitet einen weiteren wechselhaften,
windigen und unterkühlten Witterungsabschnitt ein.

Für alle Frühlingsliebhaber heißt es also nicht nur diese Woche: Warm
anziehen und abwarten, bis sich die nächste Südwestlage einstellt.
Bis Ende des Monats wird aber von den Wettermodellen nichts
Derartiges in Aussicht gestellt.

M.Sc. Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.04.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst