DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-05-2024 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.05.2024 um 10.30 UTC



Häufig störungsfrei, dabei anfangs im Südwesten freundlicher, im Laufe des
Wochenendes dort allmählich zunehmendes Gewitterrisiko. Dafür dann im Norden
stabiler und freundlicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.05.2024


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Freitag befindet sich Deutschland
weitgehend unter Hochdruckeinfluss. Allerdings liegt der Hochschwerpunkt knapp
westlich unseres Vorhersagegebietes und auch die Keilachse liegt über dem
westlichen Europa. Daher können die Ausläufer der nordeuropäischen Tiefdruckzone
den Norden/Nordosten des Landes streifen und bringen stärkere Bewölkung und
zeitweilig auch etwas Regen. Der Keil wird im Tagesverlauf im Norden von einem
Kurzwellentrog umlaufen, auch ein flaches Bodentief kann sich gegebenenfalls
über Südskandinavien bilden, so dass im Norden in der Nacht zum Samstag
weiterhin starke Bewölkung auch weitere, meist geringe Regenfälle zu erwarten
sind. Im großen Rest des Landes herrscht wechselnde, vor allem in der Südhälfte
auch geringe Bewölkung und es bleibt trocken. Das Temperaturniveau ist mäßig
warm bis warm, sommerliche Höchstwerte um 25 Grad sind entlang der südwestlichen
Flussniederungen möglich.

Am Samstag ändert sich wenig an der Gesamtkonstellation. Die Keilachse liegt
knapp westlich von uns, der angesprochene Kurzwellenanteil umläuft den Keil
relativ flach über dem Nordosten. Das Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt im
Bereich Benelux/Norddeutschland. Über der Nordosthälfte überwiegt daher stärkere
Bewölkung, hier und da regnet es etwas bzw. kann sich im Tagesverlauf der ein
oder andere Schauer (vereinzelt vielleicht auch ein Gewitter) bilden. Im Süden
und Westen ist es freundlicher mit zeitweiligem Sonnenschein, im Tagesverlauf
und auch in der Nacht zum Sonntag nehmen die Wolkenlücken weiter zu. Es bleibt
dort weitgehend trocken. Mit größeren Sonnenanteilen kann im Westen und
Südwesten wieder mit einem Sommertag (Höchstwerte über 25 Grad) gerechnet
werden.

Am Sonntag verlagert sich die Keilachse leicht ostwärts und liegt über
Deutschland, von Westen nähert sich langsam die Vorderseite des Troges über
Westeuropa. Auch das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt mehr nach
Südskandinavien/Ostsee/Polen. Von Westen nähert sich die Tiefdruckrinne, die
sich von einem Tief bei Island über Westeuropa in Richtung
Südfrankreich/Iberische Halbinsel erstreckt. Demnach können von Westen leichte
Hebungsprozesse zu Quellbewölkung und eventuell auch einzelnen Schauern oder
Gewitter führen. Dies beträfe wahrscheinlich vor allem das südwestliche Bergland
und den Alpenraum. Meist bleibt es aber voraussichtlich noch trocken.
Vorderseitig des Westeuropatroges nimmt in der südwestlichen Höhenströmung der
Zustrom recht warmer Luftmassen noch etwas zu, de 10 Grad-Isotherme in 850 hPa
überdeckt im Tagesverlauf die gesamte Südwesthälfte. Sommerliche Temperaturen 21
und 24 sind daher verbreitet zu erwarten, mit Ausnahme des Küstenumfeldes und
des Berglandes. Im Westen und Südwesten teils bis 27 Grad.

Am Montag tropft der Westeuropatrog Richtung Biskaya ab, am Boden korrespondiert
ein Tief mit Zentrum über dem Ärmelkanal und die Tiefdruckrinne greift ostwärts
weiter auf Deutschland über. Damit nehmen die Hebungsimpulse über dem Westen und
Südwesten sowie im Alpenraum weiter zu. Im Tagesverlauf bilden sich Quellwolken
sowie Schauer und örtlich Gewitter. Dabei sind dann auch markante Entwicklungen
besonders im Hinblick auf Starkregen möglich. Der Norden und Nordosten
profitiert vom Hoch über der Ostsee. Verbreitet sommerliche Höchstwerte zwischen
21 und 25/26 Grad, Höchstwerte um oder über 25 Grad auch teils im Osten durch
erhöhte Sonnenanteile.

Am Dienstag nähert sich das Höhentief nur zögerlich (das sahen die Vorläufe noch
etwas progressiver und eher als Trog weniger als abgetropftes Höhentief). Nach
Lesart des aktuellen IFS-Laufes ändert sich somit wenig an der für Montag
beschrienen Konstellation mit markantem Gewitterpotenzial im Westen und
Südwesten sowie im Alpenraum. Nach Norden und Nordosten weiterhin überwiegend
freundlich und störungsfrei unter leichtem Hochdruckeinfluss, allerdings auch
mit Sonne kaum mehr 25 Grad. Insgesamt also leicht zurückgehendes
Temperaturniveau auf 20 bis 24 Grad.

Für die erweiterte Mittelfrist zeigt sich im neuesten IFS-Lauf (00 UTC) nun eine
relativ starke Persistenz der Wetterlage mit dem Höhentief über der
Biskaya/Iberischen Halbinsel und der bis in den Südwesten Deutschlands
reichenden Tiefdruckrinne. Dies würde also ein nach Norden/Nordosten überwiegend
störungsfreies Wettergeschehen implizieren, im Westen und Südwesten bliebe die
Schauer-/Gewitterneigung erhalten. Die Vorläufe hatten noch ein Übergreifen des
Westeuropatroges mit allgemein deutlich wechselhafterem Wetter im Programm.
Demnach ist die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist durchaus noch
unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zunächst gut, mit
Betrachtung auch des aktuellen 00 UTC-Laufes zeigen sich zunehmende
Unsicherheiten vor allem ab Beginn der kommenden Woche.

Über weite Teile des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes dominiert
Hochdruckeinfluss. Es ergeben sich hier und da gewisse Schwachstellen: Zu Beginn
der Mittelfrist in Hochrandlage im Norden/Nordosten des Landes und im Laufe des
Wochenendes zunehmend von Westen/Südwesten. Die damit verbundenen Niederschläge
unterliegen aufgrund des zunächst überwiegend konvektiven Charakters gewissen
Unsicherheiten. Auch der Übergang in die erweiterte Mittelfrist ist im
zeitlichen Ablauf noch unscharf bzw. mit Blick auf den aktuellsten Modelllauf
deutlich verzögert bzw. nicht mehr zu erwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Andere Globalmodelle simulieren insgesamt sehr ähnlich mit kleineren Phasen-
bzw. Amplitudenunterschieden. Zum Ende der Mittelfrist sind sie ebenso
zurückhaltend mit der zunehmenden Zyklonalität von Westen wie der nun
vorliegende aktuelle IFS-Lauf. Daher ist die Entwicklung einer Omegalage
(Höhentief Biskaya/Iberische Halbinsel, Hoch Skandinavien/Nordosteuropa und
Trog/Höhentief Osteuropa/Westrussland) und damit Blockierung nicht so
unwahrscheinlich. Insbesondere der Norden und Nordosten des Landes würde dabei
überwiegend störungsfrei bleiben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Clusterszenario liegt bisher leider noch nicht auf Basis des heutigen 00
UTC-Laufes vor, daher wird jenes von gestern 12 UTC betrachtet. Dieses liefert
für den ersten Zeitraum bis Freitag 12 UTC (bis +96h) zwei Cluster mit 30 bzw.
21 Member, Haupt- und Kontrolllauf werden in den stärker besetzten Cluster 1
einsortiert und beide Cluster werden dem Regime Blocking zugeordnet. Es zeigen
sich leichte Unterschiede in der Behandlung des Kurzwellenanteils, der den Keil
im Norden umläuft und damit könnte unser Norden auch etwas mehr oder weniger von
der Störung betroffen sein. Im Folgezeitraum von Samstag 12 UTC bis Montag 12
UTC (+120 bis +168 h) werden vier Cluster mit 14, 13, 13 und 11 Membern gezeigt,
Haupt- und Kontrolllauf werden Cluster eins zugeordnet. Die Cluster zeigen
unterschiedliche Entwicklungen der Trog-Keil-Struktur: Cluster 1 (und Hauptlauf)
noch weitgehend keildominiert, Cluster 4 mit noch markanterem Keil, Cluster 2
und vor allem Cluster 3 mit zunehmend zyklonalerem Umfeld für Deutschland. Vor
allem Cluster 3 zeigt bereits das Übergreifen des Westeuropatroges... Für die
erweiterte Mittelfrist setzt die Clusterung mit vier Clustern voll auf
Zyklonalisierung. Wäre spannend, wie die neue Clusterung diesbezüglich aussieht.


Auch die Rauchfahnen hinken der Wirklichkeit noch hinterher... also auch hier
werden die Versionen auf Basis des gestrigen 12 UTC-Laufes genutzt. Die
vorliegenden Rauchfahnen zeigen bis einschließlich des Wochenendes insgesamt
eine gute bis sehr gute Bündelung der Ensemblemember (Geopotenzial 500 hPa und
Temperatur in 850 hPa) mit leicht ansteigendem Niederschlagsrisiko im Laufe des
Wochenendes und zurückgehendem Geopotenzial, vor allem aber in der kommenden
Woche. Mit Blick auf den deterministischen, aktuellen Lauf könnten aktuellere
Rauchfahnen natürlich hinsichtlich der zunehmenden Niederschlagsneigung in der
kommenden Woche anders aussehen. Auf jeden Fall weitet sich der Spread ab
Montag/Dienstag deutlich, die Unsicherheiten nehmen also zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Insgesamt steht ein ziemlich warnfreier Mittelfristzeitraum an.

Am Samstag gibt es im Osten, vor allem im östlichen Bergland ggf. ein sehr
geringes Gewitterrisiko, markante Begleiterscheinungen deuten sich da allerdings
bisher nicht an. Ansonsten nimmt am Sonntag und vor allem Montag
von Westen bzw. im Alpenraum das Gewitterrisiko zu. Dabei lokal markante
Gewitter vor allem in Bezug auf Starkregen nicht ausgeschlossen, aber noch
unsicher. EFI zeigt hinsichtlich CAPEshear erste Signale von Westen her erst
am/ab Montag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger